Rutar und die Gestaltungstrends durch die Jahrzehnte

Der erste Rutar wurde 1961 in Eberndorf eröffnet. Seitdem haben sich die Trends in vielerlei Hinsicht verändert. Die Design-Trends änderten sich schlagartig und schnell. Die Stilrichtungen waren widersprüchlich, haben sich weiterentwickelt und ergänzt. Rutar folgte stets den aktuellen Trends und passte das Angebot immer wieder an.

Da die Epochen nicht am Anfang des Jahrzehntes anfingen und am Ende des Jahrzehntes zu Ende gingen, haben wir diese auf den folgenden Seiten pauschal aufgeteilt. Wir haben für jede Epoche die wohl bedeutendsten Veränderungen hervorgehoben, die sich auch in der Entwicklung des Möbel-Designs widerspiegeln.

1960–1970: Skandinavisches design

Unter „skandinavisches Design“ verstehen wir eine Designrichtung, deren Anfänge in Island, Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark auf die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts zurückgreifen. Nach der Unterbrechung wegen dem 2. Weltkrieg blühte die Stilrichtung in den 50er und 60er Jahren wieder auf.

Die Bezeichnung „Skandinavisches Design“ stammt von der gleichnamigen Ausstellung, die zwischen den Jahren 1954 und 1957 nach Amerika und Kanada wandelte. Die bekanntesten Vertreter waren Alvar Aalto (Finnland), Arne Jacobsen (Dänemark), Hans Wegner (Dänemark) und Maija Isola (Finnland).

Das skandinavische Design erkennt man an den klaren Linien der Objekte, Interieure und Architektur ohne Dekoration in neutralen Farbtönen und natürlichen Materialien, überwiegend Holz. Das Wichtigste war die Kunst des simplen Lebens im Einklang mit der Natur und den wichtigsten Bedürfnissen.

Die Vertreter dieser Richtung setzten sich für die Demokratisierung des Designs ein und waren der Überzeugung, dass dieses nicht nur für die Elite gedacht ist, sondern dass gutes Design jedem zugänglich sein muss. Dahinter verbergen sich die überdachte Funktionalität der Möbel und ergonomisch gestaltete Linien, die an den alltäglichen Gebrauch angepasst sind. Im Vordergrund stehen auch natürliche und nachhaltige Materialien sowie professionell durchdachte Details. Dies schafft ein zeitlos behagliches Flair – das skandinavische Design ist fast 100 Jahre alt und ist trotzdem heute noch modern und aktuell.

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Bett mit Plüsch-Rahmen // Rutar Prospekt (1969) und Wishbone chair // Hans Wegner
1970–1980: Radikales undspekulatives design

Das radikale Design wurde 1966 in Italien, in Firence, entwickelt, und zwar mit der Ausstellung Superarchitettura, begleitet durch ein klares Manifest. Die bekanntesten Vertreter waren Andrea Branzi, Gilberto Coretti, Paolo Deganello, Adolgo Natalini, Peter Cook, Ron Herron und andere aus den Gruppen Superstudio, Archizoom und Archigram. Sie waren provokant, innovativ und befreiend. Mit ihren Ideen wirkten sie radikal auf die Wahrnehmung der Menschen und wurden somit blitzschnell global bekannt. Sie kritisierten traditionelle Methoden der Projekte und Designs und spekulierten viel über die zukünftige Gesellschaft und deren Wohnorte.

Gleichzeitig herrschte in dieser Zeit der Optimismus im Hinblick auf technologischen Fortschritt. Die Erfindung von Plastik hatte eine bedeutende Auswirkung auf das Design.

Die Künstler mussten bei ihrer Arbeit vollkommen frei und unabhängig sein. Die Objekte waren in dieser Zeit oftmals Träger politischer Kritik, mit der provokativen Art ermutigten sie zu unkonventionellen, neuen Wohnformen. Geprägt wurde die Epoche vom Exzess der Farben und Formen. In der Möbelindustrie wurden damals neue Materialien erfunden, wie Plastik, Latex und Polyurethan. Diese Materialien ermöglichten, dass radikale Ideen umgesetzt wurden, die mit traditionellen Herstellungsmethoden nicht möglich gewesen wären.

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Küche in Sandtönen mit Wandverkleidung aus Kork // Rutar Prospekt (1975) und Pratone lounge chair // Giorgio Ceretti
1980–1990: Postmodernismus auf dem Höhepunkt

Der Postmodernismus begann in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, blühte in den 70er und 80er Jahren auf und dauerte bis in die 90er. Die Hauptmaxime „mehr ist mehr“ war eine direkte Kritik an die modernistische Maxime „weniger ist mehr“. Der Modernismus wurde als zu abstrakt bezeichnet, was den Menschen fremd war. Darum haben sie wortwörtlich historische Stile nachgemacht.

Der Postmodernismus vereint mehrere Richtungen, verstreut in Europa und den USA. Sie vereinen verwandte, aber unterschiedliche Designprinzipien. Die wichtigsten Vertreter waren Robert Venturi, Frank Gehry, Mitglieder der italienischen Gruppe Memphis Ett ore Sott sass, Michael Graves, Nathalie Du Pasquier und viele mehr. Man glaubte, dass alles möglich und akzeptabel ist. Die bisherigen Designprinzipien wurden nicht mehr beachtet. Die Gruppe Memphis übernahm und entwickelte einige Ideen aus der radikalen und spekulativen Bewegung weiter.

Das Hauptmerkmal des Postmodernismus ist die große Aufmerksamkeit gegenüber der Objekt Oberfläche. Es wird experimentiert mit Texturen, Mustern, Farben und Verkleidungen. Beliebt werden „fake“ Materialien, wie Laminat als Imitation für Holz und zu viel Dekoration, heute bekannt als Kitsch. Möbelstücke waren komplex und wellig geformt oder aus mehreren kleineren Elementen in verschiedenen geometrischen Formen zusammengestellt. Die Objekte wirkten dadurch konfus und unvollständig.

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Modulares Sofa // Rutar Prospekt (1981) und Queen Anne Side Chair // Robert Venturi
1990–2000: Minimalismus

Der Minimalismus unter-bricht die postmodernistischen Ausschreitungen und die Freiheit. Die meisten Vertreter, wie Dieter Rahms, Jesper Morrison, Naoto Fukusawa und Maarten van Severen, bezeichneten sich selbst nicht als Minima-listen, sondern höchstens als Essenzialisten. Sie behaupten, dass deren Hauptziel nicht nur die Reduktion der Elemente, Formen und Farben ist, sondern die Rückkehr zum Wesentlichen.

Was genau bedeutet das? Der Stuhl war in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur ein Objekt, sondern der Träger symbolischer und kultureller Bedeutungen, der im Postmodernismus noch mit Dekoration verfeinert wurde. In der Zeit des Minimalismus wird der Stuhl wieder zum Stuhl, bestehend aus den wenigen Elementen, die notwendig sind, die ihn erkennbar und funktionell machen. Die Periode ist noch heute aktuell, bekannt nach ihrer Bescheidenheit, Unkompliziertheit, den klaren Linien in neutralen Tönen und natürlichen Materialien, zu denen auch Metall gehört. Möbel sind nicht dekoriert, haben keine Textur, keine Muster, sondern nur das, was wichtig ist.

Möbel verschwinden in den Hintergrund und im Gegensatz zum Postmodernismus gibt es keine grellen Raume.

Der Minimalismus wird gut mit dem Titel der Ausstellung von Morrison und Fukusawa beschrieben, uns zwar „Super Normal“ (2006). Die Autoren des gleichnamigen Buches stellen uns 200 Objekte bekannter Designer vor, die vollkommen alltäglich sind. Und diese Normalität, die „Super Normalität“ ist deren bedeutendste Qualität.

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Wohnzimmer in Kontrastfarben, geometrischen Formen und mit Metall-Deko // Rutar Prospekt (1994) und STOEL .03 // Maarten van Severen

2000–2010: Niederländisches design

Das niederländische Design wurde 1993 bei der Möbelmesse in Mailand geboren. Zahlreiche junge Designer sammelten sich bei der Plattform Droog und Moooi, wie z. B. Gijs Bakker, Marcel Wanders, Piet Hein Eek, Maarten Baas und Hella Jongerius.

Die Epoche spiegelt die gesellschaftlich-kulturelle Reaktion auf die damaligen Umstände der Produktion und des Konsums wieder. Droog bedeutet direkt und grundliegend, wobei die Objekte immer mit Humor überraschten.

Das niederländische Design ist konzeptuell, experimentell, innovativ, unkonventionell und gelassen, aber in erster Linie pragmatisch. Das Design erkennt man an dem (erneuten) Gebrauch, der Verarbeitung und Anpassung der alltäglichen Objekte mit Hinsicht auf nachhaltige Gestaltung.

Die Mentalität des niederländischen Designs stellt den Prozess vor das Endprodukt. Das entnimmt dem Designer die absolute Kontrolle über die Produktion, darum ist das Resultat oftmals von ungeplanten, spontanen Ereignissen geprägt.

Eine detaillierte Analyse dieser Richtung des konzeptuellen Designs bringt provokative, vielschichtige Prinzipien hervor, die kritisches Denken fördern.

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Ecksofa aus Echtleder // Rutar Prospekt (2006) und New Antiques Möbelkollektion für Capellini // Marcel Wanders