Gespräch

Vater & Sohn

Josef Rutar und Gregor Rutar, Vater und Sohn stehen an der Spitze des Unternehmens. Beide entschlossen, zielorientiert, human, kenntnisreich und einfühlsam. Sie weitern ihre regionale, multinationale Handelskette mit Bedacht aus, mit dem Glauben an das Potential in der Alpe-Adria-Region und an die konstruktive Anregung des Forschergeistes in allen, die Interesse und Freude an Möbeln und Design haben. Die halb Familien und halb Unternehmensdynamik haben wir in einem Interviewfestgehalten. Die Fragen haben zwei Antworten. Von Vater und Sohn. Gregor ist etwas gesprächiger.

Seid ihr gemeinsam, mit einem Auto, zum Interview gefahren?

J: Wir sind nicht zerstritten, sind aber getrennt gefahren.
G: Wir haben uns die persönlichen und beruflichen Angelegenheiten zum Glück aufgeteilt, darum sind wir aus verschiedenen Richtungen gekommen.

Wärt ihr mit einem Auto gefahren – worüber hättet ihr gesprochen?

G: Wir würden wieder die Rutar-Welt retten.
J: Heute hätten wir bestimmt unsere Meinungen ab-gestimmt, damit wir beim Interview keinen Blödsinn reden.

Die Ersten drei Assoziationen, wenn ihr „Rutar“ hört?

G: Zuhause, Arbeit, Name.
J: Bravo, Gregor.

Ihr seid Geschäftsführer der Rutar group, aber auch Vater und Sohn. Werden aus Geschäftsterminen oft Familienessen? Wie funktioniert das?

J: Wenn sich nicht jeder Geschäftstermin in ein Familienessen verwandeln würde, wäre das kein Familien-unternehmen. Wir lassen einander am Wochenende in Ruhe, wenn es als freies Wochenende deklariert wird.
G: Ich genieße die Mischung von privat und beruflich. Die Diskussionen enden normalerweise mit einem Konsens, und zwar erst beim Abendessen. Meistens ist es auch Wert, mit einem Glas Wein darauf anzustoßen.
J: Das kann auch gewagt sein, Entscheidungen mit einem Glas Wein hinunterzuspülen (lacht).

Ist es anstrengend, Möbel zu verkaufen? Warum?

G: Nicht anstrengend, sondern schön. Es basiert auf der Beobachtung von Menschen, leicht voyeuristisch. Das mag ich. Wenn du gut bist, lernst du die Kunden schnell und intensiv kennen, auch deren Seele. Sie besprechen mit dir den Alltag, welche Werte sie schätzen, was sie mögen und was nicht, was sie verändern möchten … Wenn du sie kennenlernst, kannst du sie unterstützen, sie beraten. Es ist mir oft passiert, dass aus Menschen, die sich mir gegenüber geöffnet haben, gute Freunde geworden sind. Wenn dich Menschen interessieren, ist unsere Branche schön. Du verkaufst den Menschen langfristige Zufriedenheit.
J: Ich würde sagen, das ist relativ. Ich habe als Verkäufer angefangen, die Kunden zu Hause besucht. Das kann mit der heutigen Situation nicht verglichen werden, denn heute verkaufen wir hunderte Küchen pro Woche. Der Aufwand ist heute viel größer als vor 40 Jahren.

Auf was sind Sie in der 60-jährigen Geschichte am meisten Stolz?

J: Ich bin am meisten stolz darauf, dass wir Ziele er-reicht haben, die ich mir am Anfang überhaupt nicht vorstellen konnte. Und auf das, dass wir uns trotz Krisen über dem Wasser gehalten haben, dass wir Ergebnisse sehen, auf die wir stolz sind.
G: Wenn ich hinzufügen darf, gab es vor der Expansion hunderte vergleichbare Anbieter in Österreich. Jetzt sind es nicht einmal zehn. Ich denke das ist der größte Erfolg.

Wenn ihr nicht Geschäftsführer währet, was währet ihr dann?

J: Ich wäre eventuell in der Architektur-Branche tätig. Ich habe mich vor 40, 50 Jahren für diesen Beruf entschieden. Für jemanden in meinem Alter ist das eine schwierige Frage (lacht). 
G: Ich erinnere mich an den Sommer vor dem Abschluss, als ich mich in letzter Sekunde für eine Uni entscheiden musste. Ich habe 3 Zettel über dem Bett geklebt mit diesen Möglichkeiten: Wirtschaft, Önologie und Architektur.
J: Den zweiten Zettel habe ich versteckt und Gregor geholfen. Er hat sich für das BWL-Studium in Innsbruck entschieden und hat danach in New Orleans weiter studiert. Dann hat sich sein Weg in die richtige Richtung gedreht.

Gregor, wann haben Sie das erste Mal gespürt, dass Sie ein bedeutender Teil des Familienunternehmens werden wollen?

G: Schon als Kind wusste ich, dass etwas Großes geschieht. Mein Vater fuhr mindestens vier Mal pro Woche nach Ljubljana und nahm mich manchmal mit. Das Wetter spielte keine Rolle. Am Seebergsattel blieben wir immer im Schnee stecken. Als ich das erste Mal das Laibacher Moor gesehen habe, stand überall Wasser, daraus erhob sich ein riesiger Betonblock, der von Woche zur Woche gewachsen ist. Als ich als kleiner Junge auf dieser großen Fläche mit Architekten spazierte, wusste ich, dass daraus etwas Großes entstehen wird.
J: Kannst du dich an den Tag der Eröffnung in Ljubljana erinnern, als wir auf dem Dach standen? In den Medien wurde berichtet, dass wir an den Eröffnungstagen 20 bis 30 Tausend Besucher hatten. Das war ein echtes Erlebnis für mich und Gregor. Und in diesem Moment fühlst du das Herz rasen, weil etwas Unvergessliches geschieht.

Was hat Sie davon überzeugt, dass Gregor an die Spitze des Unternehmens gehört?

J: Vielleicht wurde mir das genau in dem Moment auf dem Dach klar. Ich sah, wie seine Augen strahlten, dass es nicht egal ist, ob wir alleine oder mit der Unterstützung von 30 Tausend Menschen dort stehen. Aber eine derartige Entscheidung trifft man nicht innerhalb weniger Minuten.

Welche Vision verfolgten Sie, als Sie Geschäftsführer geworden sind?

J: Als ich diese Position einnahm, hatte das Unter-nehmen 20 bis 30 Mitarbeiter. Wir haben in dem Haus gearbeitet, in dem jetzt die Zentralverwaltung ist. Die Visionen waren anfangs klein, die Umsatzsteigerung und die Expansion waren groß und schon bald zählten wir über 800 Mitarbeiter.

»In den Medien wurde berichtet, dass wir an den Eröffnungstagen 20 bis 30 Tausend Besucher hatten. Das war ein echtes Erlebnis für mich und Gregor.«
Josef Rutar

Gregor, welche Vision verfolgt das Unternehmen jetzt unter Ihrer Leitung?

G: Schon von klein auf pendle ich zwischen Österreich, Slowenien und Italien. Ich spreche alle drei Sprachen. Vielleicht ist mir das Konzept „Alpe-Adria“ so nahe, da es die gesamte Region verbindet. Auch die neu definierte Vision beinhaltet diese Idee. Wir sehen großes Potential darin, zu erkennen, welche Bedürfnisse unsere Kunden in der Region haben, in der wir leben. Wir teilen die gleichen Werte, sind miteinander verbunden, des-halb glaube ich, dass wir der langfristige Mitgestalter persönlicher Wohnlösungen bleiben werden.

Was ist die Geschichte von Rutar? Worin unterscheidet sich Rutar von anderen?

G: Erstens, wir sind mit unseren Standorten lokal und regional verbunden. Zweitens, wir sind ein Familien-unternehmen und arbeiten nicht nur in der Verwaltung, sondern sind auch in den Einrichtungshäusern aktiv. Wir kennen die Mitarbeiter, die unsere Kunden kennen, daher verstehen wir die Kunden leichter. Drittens, wir vertiefen uns in die Projekte mit den Kunden. Wir möchten sie kennenlernen, wissen, wie sie leben, welchen Stil sie haben, damit wir die passende Wohnlösung für jeden Kunden finden. Das ist ein riesiger Vorteil.
J: Obwohl wir ein Familienunternehmen sind, sind wir in drei Ländern vertreten. Wir sind Teil eines Einkaufsverbandes mit ca. 200 Unternehmen aus ganz Europa. Im Rahmen dieses Einkaufsverbandes werden Waren im Wert von über 3 Milliarden Euro eingekauft. Die dadurch erzielten Einkaufvorteile werden an unsere Kunden weitergegeben.

Rutar hat riesige Ausstellungsflächen. Warum ist es beim Verkauf so wichtig, dass diese so groß sind und dass die Möbel durchdacht in der Ausstellung präsentiert werden?

G: Es ist schön, wenn man zwischen 350 Polstergarnituren wählen kann und dabei von Beratern unterstützt wird, die einen über Farben, Muster, Materialien, Formen informieren. Man kauft Möbel, die nicht in Kürze wieder getauscht werden müssen. Wir möchten den Kunden langfristig zur Seite stehen. Das bedeutet, dass wir mit deren Bedürfnissen wachsen und unterschiedliche Lebensabschnitte durchleben. Einer richtet ein Kinderzimmer ein, ein anderer mit 25 die komplette Wohnung, der Dritte mit 40 sein Haus und dem 80-jährigen Herren helfen wir, den passenden Fernsehsessel zu finden. Deshalb sind unsere Ausstellungsflächen so groß.
J: Statistisch gesehen tauschen wir eher das Auto als die Küche. Damit möchte ich hervorheben, dass der Kauf einer neuen Küche sehr durchdacht sein muss. Egal, wie hoch ihr Preis ist. Die Entscheidung fällt nicht leichter, wenn die Küche billiger ist. Man wird  die nächsten 10 Jahre in dieser Küche verbringen, sie täglich nutzen, darum sollte man in Ruhe in einem großen Einrichtungshaus mit Unterstützung von qualifizierten Einrichtungsberatern wählen. Somit werden Fehler so gut es geht vermieden.

»Wir sind anders, woran wir stur festhalten. Wir sind interessant und volksnahe.«
Gregor Rutar

Was ist Ihr Lieblings-Möbelstück?

J: Mein Lieblings-Möbelstück ist definitiv das Sofa, da kann ich mich ausruhen, tief einatmen und noch tiefer ausatmen.

Ist das Sofa von Rutar?

G: Haben Sie vergessen, mit wem Sie sprechen? (lacht).

Sie haben vermutlich schon oft ein Zuhause ohne See-le gesehen. Was gibt dem Zuhause eine Seele? Wann lebt das Zuhause auf?

G: Es gibt kein Rezept. Die Seele zieht mit dem Menschen ein. Wir können nur dabei helfen, dass der Mensch sie besser ausdrückt und sich so fühlt, wie er möchte.